STG-6
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German
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The IS in us – was wir durch terroristische Kommunikationsstrategien über uns selbst erfahren

Kurzthese

Mit dem Islamischen Staat (IS) hat ein „terroristisches Start-up“ die Bühne betreten. Als böser Zwilling innovativer Medienformate wie Vice oder Buzzfeed bedient sich der IS virtuos der Mechanismen des Social Webs und setzt statt auf herkömmliche Medienarbeit voll auf „Content Marketing.“

Doch dürfen wir das überhaupt so nennen? Wir behaupten: wir müssen. Denn nur so können wir die der Propaganda zu Grunde liegenden Absichten und Wirkungen erkennen – und was wir dazu beitragen.

Beschreibung

Ein mehrsprachiges Corporate Publishing-Magazin, eine Webserie, die in 1-2-minütigen Folgen einen Einblick in den Alltag vermitteln soll und zahlreiche, mit Musik unterlegte Recruitingvideos. Dazu ein weitverzweigtes Netzwerk von Sympathisanten auf fast allen populären sozialen Netzwerken, zahlreiche eigene Plattformen und bald vielleicht ein eigener TV-Sender. Es gibt fast nichts aus dem Arsenal moderner Unternehmenskommunikation, auf das die Propaganda des Islamischen Staates nicht zugreifen könnte.

Dazu hat der IS unter dem Namen Al Hayat Media Center ein schlagkräftiges Medienhaus aufgebaut, das vor allem Inhalte produziert, die sich viral über das Internet verbreiten sollen. Stilistisch orientieren sich die Medienmacher des IS an populären Filmen und Videospielen. Bei der Verbreitung ihrer Inhalte nutzen sie die enorme Dynamik und Reichweite der sozialen Netzwerke. Mit dieser Strategie umgeht der IS die traditionellen Gatekeeper und spricht sein Publikum direkt an.

Als ein stilistisches Vorbild der Aktivitäten des IS kann unter anderem das Magazin Vice gelten. Vice bietet seinem vorwiegend jungen Publikum im Web eine multimediale Mischung aus Alltäglichem, Unterhaltung und provokanten Beiträgen. Genau diese Jugendkultur haben auch die Köpfe hinter der IS-Propaganda im Blick. Doch während Vice den freiheitlichen westlichen Lebensstil und dessen Streben nach Selbstverwirklichung feiert, spricht der IS diejenigen an, die genau daran nicht teilhaben können oder wollen.

Wir folgen den Spuren der IS-Propaganda im Netz, analysieren Aufbau und Gestaltung der Formate – und erschrecken bisweilen darüber, wie ähnlich sie der Medienwelt sind, die wir kennen und schätzen.