2015-06-11

re:think mobility – Die Zukunft des Autos wird komplex

Der Track re:think mobility unseres Partners Daimler schaffte Raum für vielfältige Ansätze. Die Bandbreite der Sessions reichte von Themen, die sich gezielt mit Mobilität oder Sprache und Mimik als Werkzeuge für die zukünftige Autoentwicklung und -steuerung auseinandersetzten. Genauso bereicherte etwa das Thema Frauen in der Unternehmensführung das Spektrum.

Steffanie Söhnchen näherte sich mit Rob Dawson der Zukunft der Mobilität an und setzte sich mit der Frage auseinander, wie wir zukünftig leben und uns vor allem fortbewegen wollen. Für dieses gesamtgesellschaftlich relevante Thema wurde Move Forward ins Leben gerufen. Das Projekt will die unterschiedlichen Interessenlagen und die Bedürfnisse aller einfangen und sich mit den unterschiedlichsten Meinungen auseinandersetzen – unabhängig von Marken oder Produkten. Den Prozess stellt Steffanie Söhnchen nicht ohne Selbstkritik dar und lässt das Publikum an den Herausforderungen teilhaben. Bislang aus diesem Projekt gelernt hat sie, dass sie, um die Kreativität der Masse herauszufordern, mitunter gezwungen ist, die eigenen Ideen zu hinterfragen und loszulassen. Eine Besonderheit der Website sei noch erwähnt: Statt eines standardmäßigen und im Ausdruck allgemeineren "I like"-Buttons verwenden sie  ein "I believe".

[caption]Alexander Mankowsky stellt das Forschungsmodell ‘F 015 Luxury in Motion’ vor. Um zukünftig sicher im Verkehr unterwegs zu sein, wird die enge Kommunikation zwischen autonomem Auto und FahrerIn unerlässlich; Foto-Credit: re:publica/Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0)[/caption]

 

Den unterhaltsamsten Part bei re:think mobility nahm eindeutig das Auto mit dem Namen Otto in "Außergewöhnliche Wege. Meine Reise, meine Räder“ ein. Das Fahrzeug beweist, wie durchhaltefähig Automechanik sein kann und hätte vermutlich sogar mehr zu erzählen als K.I.T.T. Wie gut, dass Gunther Holtorf dem Gefährt eine Stimme verleiht und berichtet, was er alles mit diesem Fahrzeug erlebt hat. Der alte Mercedes Geländewagen (Baujahr 1988, 88 PS) sollte anfangs nur von Deutschland nach Südafrika fahren. Daraus wurde eine 26 Jahre lange Reise durch die ganze Welt, in der 900.000 Kilometer zurückgelegt wurden – unterm Strich ist das 22 Mal um den Äquator. Da die Tachoanzeige allerdings nur bis 99.999 reichte, musste hin und wieder die entsprechende Zahl vorne angeklebt werden. Otto ist auch das bisher einzige Auto, das nach Nordkorea einreisen durfte. Das beeindruckende Vehikel mit Durchhaltevermögen geht nun erneut auf Reise und tourt für die nächsten zwei Jahre als Ausstellungsstück durch die Welt.

Eine ungewöhnliche, aber besondere Zusammenstellung lieferte die Session "Possibilities for using speech and gesture recognition for the future of mobility". Philipp Wex gibt in seinem Teil spannende Einblicke in die Entwicklung intelligenter Sprachsteuerungssysteme für Autos. Das übergeordnete Fazit: Mobilität erhöht die Komplexität. Ein ausgesprochener Satz für eine Wegbeschreibung klingt im Studio beispielsweise völlig anders als im Fahrzeug bei 100 km/h. Störgeräusche müssen mitberechnet und bereinigt werden. Im Anschluss berichtete Vanessa van Edwards von der Forschung zu Körpersprache und im Besonderen zu Mimik. Sie zeigte, wie minimale Veränderungen der Mimik auf Stimmungen und Reaktionen hinweisen. Spannend und noch zu beantworten bleib dabei die Frage, wie diese Forschung zukünftig für die Automobilindustrie nutzbar gemacht werden kann. Zum Abschluss lieferte der stumme Mathias Schäfer eine sehr beeindruckende Performance. In einer kunstvollen Mischung aus Ausdruck und Gebärdensprache ließ er die BesucherInnen an seinem Traum von der zukünftigen Stadt teilhaben.

[caption]Philipp Wex spricht zum Thema Sprache und Gestenerkennung; Credit: re:publica/Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0)[/caption]

 

Sanja Stankovic (Digital Media Women), Kathrin Mahler Walther (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, EAF Berlin) und Regina Mehler (Women Speaker Foundation) führten eine Diskussion zu Female Leadership. Fazit und Hoffnung aller drei Frauen ist, dass in den nächsten Jahren Unternehmen, die sich nicht der Diversität öffnen, hinter die Erfolge anderer Firmen zurückfallen und sich auf lange Frist nicht halten können. Ein Weg dahin wäre vielleicht, wenn Arbeitnehmer und ArbeitnehmerInnen, die von einer geschlechtergemischten Unternehmensführung überzeugt sind, eben jenen rückständigen Firmen den Rücken kehren.

Bildnachweis ganz oben: re:publica/Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0)

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