2015-06-16

Finding Europe im Design – die Flughafenarchitektur

Das Motto Finding Europe verwirklichten die Designer und Architekten der re:publica in nur wenigen Monaten: Die STATION-Berlin wurde für die #rp15 optisch in einen Flughafen verwandelt.

Hintergrund der diesjährigen Architektur war, die Idee hinter Finding Europe durch einen Flughafen als Nicht-Ort Flughafen darzustellen. Im Bild dieses Nicht-Orts – aber auch anderen Transferbereichen, wie Häfen oder Bahnhöfe – komprimieren sich gesellschaftliche, kulturelle und politische Fragen Europas. Menschen werden willkommen geheißen, andere werden abgeschoben. Der Ort ist in all seiner Hektik geregelt und strukturiert und dennoch wird seine Sterilität regelmäßig zum Zeugen großer emotionaler Begegnungen. Auch die Herausforderung der Netzgesellschaft und des Internets spiegeln sich im Bild des Flughafens wider. Als ein Ort internationalen Bodens gehört der Flughafen allen und keinen. Es ist ein streng überwachter Ort, der dennoch unentwegt mit Leben und Geschichte gefüllt wird. Er kann Zuflucht und Gefängnis zugleich werden, wie Edward Snowdens tragischer Aufenthalt von über einem Monat im Moskauer Flughafen Scheremetjewo bezeugt.

[caption]Ein Stand aus dem Partner-Bereich, der den Raum in orthogonaler Anordnung strukturiert und einer trennenden Duty-Free-Zone gleicht; Credit: Spreekulissen[/caption]

All dies hat unser großartiger Architekt Mathias Lücking von den Spreekulissen in Zusammenarbeit mit den visuellen Masterminds Malcolm Bunge & Rafael “Raf” Scovino von Haarhaven&Uestion in der ästhetischen Gestaltung der STATION-Berlin umgesetzt. War doch das Gebäude auch in früheren Zeiten auch ein Ort des Verkehrs – ein Postbahnhof.

Bei der Umsetzung für die #rp15 galt es aus Gründen der Nachhaltigkeit, Elemente aus dem vergangenen Jahr wieder zu verwenden. Dabei gestaltete Architekt Lücking sie aber so um, dass etwas völlig Neues entstand. Dazu wurden die weißen Bäckerkisten vom Vorjahr mit silberfarbenen Stoffelementen ausgekleidet. Diese erinnerten durch ihre Form an die 1970er-Jahre. Durch ihre semitransparente Membranstruktur hatten sie zugleich etwas Futuristisches an sich, wenn sich im richtigen Licht die Struktur der darunter verborgenen Bäckerkisten als Schattenspiel zeigte.

[caption]Der Info-Point begrüßte euch mit Übersichtsmonitoren im Flughafen-Stil; Credit: Spreekulissen[/caption]

Die Idee des Flughafens zeigte sich in verschiedenen, einfachen Elementen. Die Monitore am Infostand und den Partner-Ständen erinnerten an Info-Points am Flughafen und griffen zudem die Klapptafel-Optik auf. Die Partner-Stände selbst waren klar und orthogonal angeordnet, durchnummeriert und filterten den Bereich zwischen Check-In und Hauptbühne. Sie könnten leicht auch als Duty-Free-Bereich interpretiert werden. Der Welcome-Kubus und der Kubus am Affenfelsen waren abstrahierte Formen eines Flughafen-Towers und gaben im weitläufigen Areal der STATION-Berlin Orientierung. Struktur und Form der Sitzgelegenheiten des Affenfelsen waren jener von Koffertransportbändern nachempfunden. Auch die Ikonografie, die wir euch bereits vorgestellt haben, reiht sich perfekt in die Informationsästhetik ein. Denn an Flughäfen und Bahnhöfen orientiert man sich zielsicher an bekannten Symbolen. Sie zogen sich zusammen mit den kühlen, klaren Farben der Corporate Identity durch das gesamte Konzept und verbanden alle Elemente zu einem gelungenen Gesamtbild.

[caption]Mit dem Leitsystem der re:publica 2015 fanden sich die mehr als 7000 Teilnehmer zurecht; Credit: Haarhaven&Uestion[/caption]

Die re:publica und die STATION-Berlin wurden für ein paar Tage zu einem Durchgangsort, an dem Menschen verschiedener Herkunft und Hintergründe aufeinandertreffen. Die Konferenz glich einem internationalen Transferbereich, einem Durchgangsort von Reisenden mit unterschiedlichen Zielen. Bei uns trafen sich erfahrene GlobetrotterInnen mit Businessmenschen, Pauschalgästen und Neulingen, die sich vielleicht noch unsicher zum ersten Mal auf die spannende Reise in die digitale Gesellschaft begaben. Der von Sterilität, Ordnung und Kontrolle geprägte Flughafen wurde von euch mit Emotionalität und Leben gefüllt – bis hin zum Abschied mit Landeapplaus. Wir sagen: Thanks for flying with #BLN575!

[caption]Der Aufbau des "Affenfelsens", der an einen Kontrollturm erinnert; Credit: re:publica/Jan Zappner (CC BY-SA 2.0)[/caption]